Nordfriesland (sj) – Im Oktober 2020 diente der Ortsteil Rosenkranz der Gemeinde Aventoft als Kulisse für eine Kriminal-Satire. „Der Krug an der Wiedau“ vereint nicht nur die einzigartige Sprachenvielfalt der Region in einem Filmprojekt, sondern liefert zugleich eine gewaltige Ladung an schwarzem Humor. Für diese Art von Unterhaltung begeistert sich auch Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen, der in der friesischen Krimi-Komödie sogar eine tragische Hauptrolle spielt. Mehr dazu auf Seite 3
Filmprojekt mit fünf Sprachen und viel schwarzem Humor
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Aventoft/Rosenkranz (ge) – Ein Schock geht durch Nordfriesland: Landrat Florian Ketelsen (gespielt von Florian Lorenzen, Landrat des Kreises Nordfriesland) wird tot auf einem Zaun aufgefunden. Und bei der Aufklärung des Falles ergibt sich ein schwerwiegendes Problem: Der Zaun befindet sich direkt auf der deutsch-dänischen Grenze.
Wer ist nun für die Aufklärung des Mordes zuständig: Das Landeskriminalamt in Kiel oder die „Syd-og Sønderjyllands Politi“ in Esbjerg? Beide Behörden schicken Ermittler los, die damit beginnen, in Tatort-Manier zu ermitteln, aber dabei immer wieder in Streitereien über die eigene Zuständigkeit und die des anderen geraten.
Dies ist die Rahmenhandlung der Krimi-Komödie „Der Krug an der Wiedau“, die sich derzeit in der Postproduktion befindet. Der Film setzt die gleichnamige 12-teilige Hörspielreihe fort, die seit dem Jahr 2011 von den beiden Kulturverbänden „Bund Deutscher Nordschleswiger“ und der „Friisk Foriining“ realisiert worden ist.
Die Projektleiter Uffe Iwersen (BDN) aus Kollund und Gary Funck (Friisk Foriining) aus Emmelsbüll gestalteten fünfsprachige Geschichten, die in einer an der Wiedau gelegenen Dorfkneipe spielen: Hier treffen allerhand illustre Menschen aufeinander, die die Sprachen Friesisch, Hochdeutsch, Plattdeutsch, Dänisch und Sønderjysk (Plattdänisch) sprechen. Für den Hörer ist diese Vielsprachigkeit ein ganz besonderes – aber auch anspruchsvolles – Hörerlebnis. So kamen die Macher auf die Idee, dass ja ein Film dieses Szenario noch besser übertragen könnte, weil man hier entsprechende Untertitel einblenden kann.
„Die Mehrsprachigkeit in Nordfriesland ist ein hohes Kulturgut, das leider viel zu wenig im Bewusstsein ist“, sagt Regisseur Gary Funck. Der Film soll dem Zuschauer die Sprachenvielfalt im Rahmen eines spannenden und humorvollen Szenarios nahebringen.
Funck betont, dass es sich nicht um einen biederen Heimatfilm handelt, sondern um eine Krimi-Parodie mit sehr viel schwarzem Humor: Es gibt viele blutige Szenen, die aber mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind. Landrat Florian Lorenzen, mit dem Funck gut bekannt ist, war begeistert von der Idee, dass er sich selbst spielen solle, wobei er auch keine Berührungsängste damit hatte, dass er im Film das Mordopfer ist. Er sagte sofort zu.
Zu den 25 Mitwirkenden gehören erfahrene Filmschaffende: professionelle Tontechniker, Make-Up-Artists, die Kameramänner Thorsten Schicke und Christoph Knorr sowie Hauptdarsteller Mathias Harrebye-Brandt, der schon in zahlreichen Fernsehserien (u.a. „SOKO Stuttgart“, „Morden im Norden“ und „Rosamund Pilcher“) zu sehen war, und Mahara Jacobsen, die zum Ensemble des Musicals „Der König der Löwen“ gehörte.
Eine tragende Rolle nehmen die Laienschauspieler ein, die die bunte fünfsprachige Gesellschaft im „Krug an der Wiedau“ darstellen, in dem sich der größte Teil des Films abspielt. Für diesen ist genau der passende Drehort gewählt worden, nämlich der „Alte Deutsche Grenzkrug“ in Rosenkranz (Aventoft), in dem auch in der realen Welt Dänen, Deutsche und Friesischsprechende aufeinandertreffen und dort vielsprachig essen und trinken.
Aktuell befindet sich der Film in der Postproduktion. Bis auf wenige Außenaufnahmen sind die Szenen im Kasten und stehen bereit, um geschnitten zu werden.
Gary Funck berichtet davon, dass sich aufgrund der Corona-Pandemie die Schnittarbeiten verzögert haben, weil hierbei drei Personen zusammen am Computer arbeiten müssen, was derzeit nicht möglich ist. Der Plan ist, dass der Film im Sommer fertig ist. Dann wird nach einer Vorpremiere im Alten Deutschen Grenzkrug in Rosenkranz eine große Kinopremiere stattfinden, auf der der Film der Allgemeinheit präsentiert wird. Wo das genau das stattfindet? „Mal gucken“, sagt Gary Funck. Ob es eine Ausstrahlung im deutschen Fernsehen geben wird, steht in den Sternen. Funck bedauert, dass die nordfriesische Sprachenvielfalt im deutschen Fernsehen „noch nicht mal am Rande“ berücksichtigt wird. Aber aus Südtirol, wo die sprachliche Situation (mit Deutsch und Ladinisch innerhalb des italienischen Staates) ähnlich der bei uns ist, gab es die Anfrage eines Fernsehteams, das Filmprojekt im Rahmen einer Dokumentation zu behandeln.
Auch das Regionalfernsehen in Westfriesland (Niederlande) hat Interesse an einer möglichen Ausstrahlung bekundet. Gary Funck betont jedoch, dass man heute generell nicht mehr auf das Fernsehen angewiesen ist. Man werde den von “KursKultur 2.0“ (einem Förderprojekt der „Region Sønderjylland“) finanzierten Film kostenlos online zur Verfügung stellen, damit möglich viele Menschen ihn sich ansehen können.